Der Blues, eine Musikrichtung mit tiefen Wurzeln in der afroamerikanischen Kultur, hat auch in Deutschland eine bemerkenswerte Geschichte. Dieser Artikel beleuchtet die Entwicklung des Blues in Deutschland von seinen Anfängen bis heute, die Herausforderungen und die lebendige Vielfalt der Szene.

Die ersten Klänge und ein dunkles Kapitel

Schon im frühen 20. Jahrhundert fand der Blues, vor allem durch den Jazz, seinen Weg nach Deutschland. Doch die Zeit des Nationalsozialismus brachte eine ambivalente Haltung gegenüber dieser Musikrichtung mit sich. Der Blues, als Teil des von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamierten Jazz, wurde einerseits kritisch betrachtet, andererseits aber auch für Propagandazwecke missbraucht. Ein erschreckendes Beispiel hierfür ist das Orchester “Charlie and His Orchestra”. Wie auf holocaustmusic.ort.org nachzulesen ist, wurden beliebte Jazzstandards, die oft auch Blues-Elemente enthielten, mit antisemitischen und propagandistischen Texten versehen, um die Ideologie des Regimes zu verbreiten.

Neuanfang und das American Folk Blues Festival

Ein entscheidender Wendepunkt für den Blues in Deutschland war das American Folk Blues Festival, das ab 1962 von Horst Lippmann und Fritz Rau initiiert wurde. Dieses Festival, dessen Geschichte und Einfluss auf muse.jhu.edu detailliert beschrieben wird, brachte authentische Bluesmusiker aus den USA nach Deutschland und Europa. Es trug maßgeblich zur Popularisierung des Blues bei und prägte eine ganze Generation deutscher Musiker.

Allerdings war die Präsentation des Blues im Rahmen des Festivals nicht frei von Problemen. Die Veranstalter, Lippmann und Rau, hatten teils romantisierende und vereinfachende Vorstellungen von “Authentizität”. Sie präsentierten den Blues oft als “primitive” Musik, was auf problematische rassistische Stereotypen zurückging, die aus dem deutschen Kolonialismus und wissenschaftlichem Rassismus stammten. Diese Perspektive ignorierte weitgehend die Geschichte afrodeutscher Menschen und anderer Schwarzer in Deutschland.

Hamburg und die Entstehung einer eigenen Szene

Ungeachtet dieser ambivalenten Anfänge entwickelte sich in den 1970er Jahren, vor allem in Hamburg, eine lebendige deutsche Bluesszene. Zahlreiche Clubs boten eine Plattform für Musiker und Bands. Einer der wichtigsten Protagonisten dieser Zeit war Norbert Egger. Mit seinen Bands City Blues Connection und Natural Blues prägte er die Szene entscheidend, wie auf deutsche-mugge.de zu erfahren ist. Egger, der seine musikalische Reise in den späten 1960er Jahren begann, arbeitete mit Blueslegenden wie Louisiana Red zusammen und entwickelte einen eigenen, unverwechselbaren Stil.

Der Blues heute: Zwischen Tradition und Moderne

Auch heute ist der Blues in Deutschland quicklebendig. Zahlreiche Bands und Musiker pflegen die Tradition und entwickeln sie gleichzeitig weiter. Die Band “Real Blue”, ein Blues-Jazz-Trio aus dem Saarland, ist ein Beispiel für diese lebendige Szene, wie rockblogbluesspot.com berichtet. Sie verbinden eigene Kompositionen mit Interpretationen von Blues-Klassikern.

Die deutsche Bluesszene zeigt sich auch in Online-Magazinen wie bluesnews.de, das über Konzerte, Festivals und Neuerscheinungen informiert. Traditionsreiche Clubs wie das “Quasimodo” in Berlin und der “Downtown Bluesclub” in Hamburg sind feste Institutionen. Darüber hinaus ziehen zahlreiche Festivals, wie das Bluesfest Eutin und das Gaildorfer Bluesfest, jedes Jahr viele Bluesfans an.

Ein interessantes Beispiel für die Verbindung von deutscher und amerikanischer Kultur ist die Geschichte der Mundharmonika. Wie auf dai-sachsen.de nachzulesen ist, wurde dieses Instrument vor 200 Jahren in Deutschland erfunden und fand im amerikanischen Blues seine wahre Bestimmung. Auch die Auseinandersetzung mit den Wurzeln des Blues, wie sie Herbert Quelle in seinem Buch “Monika’s Blues” beschreibt (siehe mo-germans.com), zeigt das anhaltende Interesse an dieser Musikrichtung.

Der Blues in Deutschland: Mehr als nur Musik

Der Blues ist in Deutschland mehr als nur eine importierte Musikrichtung. Er ist ein kulturelles Phänomen, das die deutsche Musiklandschaft nachhaltig geprägt hat. Der Umgang mit dem Blues in Deutschland, von seinen schwierigen Anfängen bis zur lebendigen Gegenwart, verdeutlicht die Kraft der Musik, Grenzen zu überwinden. Der Blues hat in Deutschland zwar eine andere Geschichte als in den USA, aber sein Einfluss ist unübersehbar. Die Auseinandersetzung mit dem Blues, sei es durch Musik, Literatur oder Veranstaltungen, wird auch in Zukunft weitergehen. Wie Wim Wenders es treffend formulierte, zitiert im spiegel.de-Artikel: “Man hat ihn, oder man hat ihn nicht.” Diese Worte bringen die Essenz des Blues auf den Punkt.

Exkurs: Musikalisches Vokabular

Zum besseren Verständnis seien hier noch einige im Artikel verwendete Fachbegriffe kurz erläutert: ‘Minstrel-Shows’ waren eine US-amerikanische Unterhaltungsform des 19. Jahrhunderts, in der oft rassistische Stereotype von Afroamerikanern dargestellt wurden. ‘Mikrotonale’ Tonhöhen sind Töne, die zwischen den üblichen zwölf Halbtönen der westlichen Musik liegen. Sie sind ein charakteristisches Merkmal des Blues, ebenso wie der ‘Falsett-Break’, ein plötzlicher Wechsel in die hohe Kopfstimme.